Mittwoch, 15. Februar 2017

Vorsätze, die ich mir hätte nehmen sollen und die jetzt obsolet sind, weil ich sie nicht mehr umsetzen kann.



What do you wanna wear this spring?
What you think is a new thing? 
What do you wanna wear this season?




Tja, wie das immer so ist, ist man zu Hause getrieben von Fernweh und in der Ferne gequält von Heimweh. Irgendwas vermisst man immer. Überall gibt es positive und negative Aspekte, aber eines ist vollkommen klar: auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner. Ich dachte, in Tokio sei es so richtig grün. Die Erfüllung meiner Träume. Betondschungel soweit das Auge blicken kann. Highlife zum Überquellen. Und tatsächlich ist es auch furchtbar geil hier. Eine ganz andere Welt, neu, spannend, unvorhersehbar. Aber so ein paar Dinge, so ein paar altbekannte Dinge aus Deutschland... die vermiss' ich schon. Und da ich dieses Jahr auch so ganz undeutsch ins neue Jahr gestolpert bin, hab ich mir auch keine ziemlich deutschen Vorsätze für 2017 genommen. Das macht man in Japan einfach nicht. In Japan betet man für Glück, kauft sich für 100 Yen Glück in Papierrollenform und isst glücklich Mochi und Daifuku. Jetzt ist 2017 schon wieder genau zweieinhalb Monate alt; trotzdem bin ich am überlegen, was ich mir eigentlich hätte vornehmen sollen. Daraus bastle ich mir einfach ein paar Vorsätze à la "Dinge, die ich tun will, wenn ich wieder in Deutschland bin" zusammen. Und dann schauen wir mal, wie toll ich die in Rest-2017, aber vor allem 2018 umsetzen kann.

  • Mehr backen. Warum wirft mir mein Pinterest auf einmal 70.598 geile Backrezepte vor die Nase, wo ich jetzt in Tokio ohne Backofen lebe?
  • Mir öfter mal ein Glas Wein gönnen. Nicht, dass ich das nicht schon immer gern getan hätte. Aber hier in Tokio ist der fermentierte Traubensaft einfach wahnsinnig teuer und landet deswegen überhaupt nicht mehr im Einkaufskorb. Dabei fehlt es mir schon, ab und an in der Badewanne zu liegen und ein Gläschen Tempranillo zu schlürfen oder mir auf dem sonnigen Balkon einen Rosé einzuverleiben.
  • Tempos zu schätzen lernen. Da sich Japaner nicht wirklich beherzt schnäuzen, sind Taschentücher hier so dick wie ultradünne Kosmetiktücher. Mit der Vielseitigkeit des guten, alten Tempos in europäischen Breitengraden kann dieser Hauch von Stofffetzen einfach nicht mithalten.
  • Zum aktiven Nutella-Liebhaber werden. Bisher wurde die Schokocreme von mir eher stiefmütterlich behandelt. Nachdem sie hier aber in winzigen Plastikgläsern für 5 € pro 200 Gramm daher kommt, vermisse ich ihr altes Ich doch irgendwie.
  • Nie wieder vom Sofa aufstehen. Ehrlich, nie wieder. Warum bietet man überhaupt Behausungen ohne Sofa an? Japaner haben noch viel zu lernen.
  • Geld sparen. Jeder Einkauf hier - besonders überlebenswichtige Dinge wie Lebensmittel und Drogerieprodukte - treibt einem hier Verzweiflungstränen in die Augen. Sparen ist hier nicht gerade leicht. Umso schöner, wenn man im heimischen Discount-Land wieder etwas Geld zur Seite legen kann.
  • Verrückte Outfits anziehen und mir rein gar nichts dabei denken. Tokio ist eine Fashion-Metropole der Extraklasse. Alles, was geht, ist hier erlaubt. Stilbrüche? Gern gesehen. Mustermix gegen alle Regeln des guten Geschmacks? Why not. Besonders in Harajuku scheißt sich keiner drum, wie bescheuert er vielleicht aussieht. Herrliche Einstellung.
  • Weniger über Deutschland meckern. Ja, wir Deutschen sind bekanntlich ziemlich schnell dabei, uns mit vollstem Herzen über alles, jeden und kleine Details zu beschweren. Alles kann perfekt sein, wir finden trotzdem das winzige Haar in der Suppe. Zwar wissen wir selbst, dass es uns doch eigentlich ganz gut geht und wir einen hohen Lebensstandard pflegen, aber wie schön es bei uns wirklich ist, weiß man erst, wenn man mal im Ausland gearbeitet hat. Ja, arbeiten, leben, nicht nur Urlaub machen. Wer mal in den asiatischen Arbeitsmarkt reinschnuppert, sehnt sich sehr schnell nach dem deutschen Standard.
  • Weniger stressen lassen. Hm, was soll ich sagen? Ich lebe im Ausland. Vieles hier (und auch zu Hause in Deutschland) geht mir gerade richtig schön am Arsch vorbei. Und wie ich sehe: die Welt geht nicht unter, nur weil ich mir mal keine Sorgen mach.
  • Aktiver ökologisch handeln. Wo ich es kann, tue ich das bereits. Jedoch sind die Mittel dazu während des Studentenlebens meist knapp bemessen. Vor allem die finanziellen. Nun, als Teil der arbeitenden Bevölkerung mit einem soliden Einkommen, kann ich endlich die etwas teureren regionalen Produkte kaufen und nicht jeden Cent zweimal umdrehen.
  • Japanische Essgewohnheiten beibehalten. Viel Gemüse, viel Soba, viel Suppiges. Gesund, lecker, kalorienarm. Hab spielend abgenommen. Das heißt also, vor Abreise zurück in die Heimat ein richtig fettes Paket mit haltbarem Essen vorausschicken. Ist halt doch ziemlich vieles richtig geil hier.

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